Texte und Bilder als Lebenshilfe

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Die Wunderblume

Die Wunderblume

Es war einmal ein kleines verträumtes Mädchen, das in einer grossen, kalten Stadt lebte. Die Leute, die man antraf waren alle stets in Eile und hatten, wenn überhaupt, höchstens ein versteinertes, kaltes Lächeln auf den Lippen. Das Mädchen sehnte sich nach Geborgenheit und Wärme, aber niemand hatte Interesse und Zeit.
Es war ein feuchter, windiger Herbsttag und das Mädchen sammelte mit wehenden Haaren, unter einem alten Kastanienbaum, in einem riesigen Park, Kastanien. Als es kurz einmal aufblickte, stand eine in violett gekleidete, alte Frau vor ihm. Es wusste nicht, woher diese Frau plötzlich aufgetaucht war: „Hab‘ keine Angst, Kleine“, sagte die Frau zum Mädchen, „ich möchte dir etwas schenken, das dir viel Freude bereiten wird.“ Sie forderte das Mädchen auf: „Nimm dies!“, und streckte ihm einen funkelnden, giftgrünen, kugelrunden Samen entgegen. „Steck den Samen im nächsten Frühjahr, wenn die ersten Veilchen zum Vorschein kommen, an einem sicheren Ort in die Erde und pflege die daraus entstehende Pflanze mit viel Liebe und Geduld.“ Das Mädchen konnte sich an dem funkelnden Geschenk kaum satt sehen. Doch als es wieder aufsah, war die violette Frau wieder wie vom Erdboden verschwunden.
Das Mädchen erlebte daraufhin den längsten Winter, den man sich vorstellen konnte. Es mochte den Tag kaum erwarten, an dem es das erste Veilchen am Parkrand sehen würde. Doch eines Tages war es endlich soweit. Es nahm all seinen Mut zusammen und steckte den kugelrunden, funkelnden Samen an einem, natürlich schon längst ausgesuchten Ort, in die Erde. Dieses Stück Erde befand sich an einer lichten Stelle im Park, wo der Rasenmäher des Parkwächters jedoch nicht hingelangte und die Pflanze sicher gut gedeihen würde. Von nun an ging das Mädchen jeden Tag zu dieser Stelle im Park und goss die Erde. Es sprach dem Samen auch immer wieder gut zu. So verstrich die Zeit. Woche um Woche verflog und das Mädchen übte sich in Geduld. Der Sommer verging, die Bäume im Park verloren nach und nach ihre Blätter und schon bald stand Weihnachten vor der Tür. Das Mädchen vernachlässigte den Samen nicht einen einzigen Tag. Oft gingen hektische Menschen am Mädchen vorbei und schauten mitleidig und verständnislos zu ihm hinunter. Doch plötzlich, drei Tage vor Weihnachten, zeigte sich trotz Schnee, Eis und Kälte ein kleiner, grüner Spross an der lichten Stelle im Park. Diese kleine Pflanze liess alles Eis um sich herum schmelzen, sie wuchs und wuchs und wurde immer grösser. Auf einmal zeigte sich eine grosse Knospe an der Spitze des grünen Stengels. Und oh, welch Wunder! Genau am Weihnachtstage, entfaltete sich eine wunderschöne, orange funkelnde Blüte. Die Leute blieben mit grossen Augen und offenem Mund im Park stehen und begriffen nicht, was da vor sich ging. Der Bürgermeister der Stadt kam sogar höchstpersönlich zum kleinen Mädchen und wollte alles genau wissen über diese eigenartige Blume. Ebenso kamen Leute vom Radio, von der Zeitung und vom Fernsehen. Ja, sogar Forscher besuchten die Stadt und befragten das kleine Mädchen. Das Bild der Blume ging um die ganze Welt. Die Menschen der Stadt begannen sich über diese Kostbarkeit zu freuen und schafften es endlich, ihre wahre Freude zu zeigen. Sie lachten und scherzten und fanden plötzlich Zeit füreinander. Sie waren stolz auf das kleine Mädchen, denn es allein hatte es geschafft, der gewöhnlichen Stadt und den gewöhnlichen Menschen etwas zu schenken, das nicht nur das Eis im Park, sondern auch das Eis in den Herzen der Menschen zu schmelzen vermochte. Das kleine Mädchen kümmerte sich noch manches Jahr um die Wunderblume und jeden Herbst, wenn die Kastanien reiften, ging es mit besonderer Aufmerksamkeit durch den Park. Doch die violette Frau zeigte sich nie wieder.


Bildertagebuch

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